Ein Papierflieger erreicht nie den Mond

Der letzte Kaffeeschluck zergeht auf meiner Zunge. Ich stehe auf und mein Blick fällt auf den Papierflieger auf dem Fensterbrett. Darauf sitzt ein Passagier und starrt auf das Maisfeld, das hinter der Glasscheibe grünt.

Haben Sie ein Ticket, Herr Marienkäfer? Und kein Handgepäck dabei? Der Flug ist für 20.00 Uhr angesetzt.

In der Küche spüle ich die Tasse ab –meine Lieblingstasse mit schwarzweißen Vögeln. Rücke meine Frisur zurecht und kehre zurück ins Wohnzimmer. Herr Käfermann ist nirgendwo zu entdecken. Benutzt wohl doch seine eigenen Flügel oder hat sich für ein anderes Reiseziel entschieden. Schließlich ist sie nicht ungefährlich, diese Mondreise.

Der Papierflieger fühlt sich kühl an auf meiner Handfläche. Für einen Moment schließe ich die Augen und stelle mir vor, wie er in einem Mondkrater landet…

Doch dann erblicke ich das Fensterbrett, die schon lange nicht mehr geputzte Fensterscheibe und das Grün des Maisfeldes und mir wird etwas klar, das ich schon immer wusste: Der Papierflieger wird den Mond nie erreichen. Das ist sicher. Genauso sicher, wie auch die Tatsache, dass derjenige, der ihn gefaltet und hier liegengelassen hat, nie wieder zurückkommt.

Die alte Uhr schlägt acht mal.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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